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Videobotschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim hochrangigen Treffen anlässlich des 75. Jubiläums der Vereinten Nationen, 21. September

21.09.2020 - Pressemitteilung

-es gilt das gesprochene Wort-


Sehr geehrter Herr Präsident,

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor 75 Jahren wurden die Vereinten Nationen gegründet. Vorausgegangen waren der von Deutschland begangene Zivilisationsbruch der Shoah und der von Deutschland entfesselte Zweite Weltkrieg. Nach dem Ende dieser Schrecken bedurfte es einer neuen Ordnung der Welt, einer Gemeinschaft, um künftig Frieden zu wahren. Diese Ordnung wurde mit den Vereinten Nationen geschaffen.

Ihr Aufgabenfeld wurde im Laufe der Jahrzehnte immer umfassender, denn sie halfen und helfen weltweit nicht nur bei der Friedenskonsolidierung zum Beispiel in Afghanistan oder Mali, sondern wirken zum Beispiel auch bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen mit. Außerdem haben sie großen Anteil daran, dass heute nur noch halb so viele Menschen in extremer Armut leben wie vor 20 Jahren oder dass gelungen ist, die Pocken weltweit auszurotten.

Zu oft jedoch müssen die Vereinten Nationen hinter ihren Idealen zurückbleiben, weil immer wieder Interessen einzelner Mitglieder verhindern, dass das Ordnungssystem so funktioniert, wie es müsste. Doch wer meint, allein besser zurechtzukommen, der irrt. Unser Wohlergehen ist ein geteiltes und unser Leid auch. Wir sind eine Welt.

Dies bringen nicht zuletzt auch die zahlreichen internationalen Städtepartnerschaften zum Ausdruck. Denn in der Tat entscheidet es sich vor allem in den Städten und Gemeinden im täglichen Leben vor Ort, ob und wie wir globalen Herausforderungen gerecht werden können.

Die Coronavirus-Pandemie ist nur ein Beispiel, das zeigt, dass globale Probleme über Ländergrenzen hinweg und auf allen Ebenen Verständigung und Zusammenarbeit erfordern.

Die Vereinten Nationen können letztlich nur so gut sein, wie ihre Mitglieder sich einig werden. Gerade auch bei schwierigsten Sicherheitsfragen, die sich zum Beispiel mit Blick auf die Lage in Libyen und die Tragödie in Syrien stellen, gilt es trotz aller Rückschläge, alles dafür zu tun, gemeinsame und damit tragfähige Antworten zu finden. Das war Deutschland während unserer nicht ständigen Mitgliedschaft im Sicherheitsrat besonders wichtig.

Doch zu oft ist der Sicherheitsrat blockiert, wenn es auf klare Entscheidungen ankommt. Wir brauchen Reformen. Die Vereinten Nationen müssen sich weiterentwickeln, um die globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen zu können. Deutschland steht dabei bereit, weiter Verantwortung zu tragen, gerne auch in einem erweiterten Sicherheitsrat.

Ich wünsche den Vereinten Nationen und ihren Mitgliedern den nötigen Mut, die Ausdauer und den Gemeinschaftssinn, um gemeinsame Aufgaben gemeinsam anzugehen.

In diesem Sinne danke ich allen für Ihr Engagement und wünsche eine gelungene Woche in diesem Jubiläumsjahr. Herzliche Grüße nach New York.


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