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Eröffnungsworte von Botschafterin Antje Leendertse bei der virtuellen Festveranstaltung des BFIO - Büro „Führungskräfte zu Internationalen Organisationen“
Es ist mir eine große Freude, heute an dieser Festveranstaltung teilzunehmen. Seit knapp 2 Wochen bin ich Ständige Vertreterin Deutschlands bei den VN in New York.
Die vergangenen beiden Wochen waren geprägt durch den typischen New Yorker Ausnahmezustand im September, die High Level Week.
Zum zweiten Mal nach 1983 war Deutschland mit dem Bundespräsidenten vertreten, der ein klares und deutliches Bekenntnis zum Multilateralismus und zur deutschen Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung vor der Weltgemeinschaft abgegeben hat.
Aber bevor ich auf den Multilateralismus zu sprechen komme, der auch Kern der Arbeit des BFIO ist, lassen Sie mich auf das BFIO selbst zu sprechen kommen.
Das Büro Führungskräfte für Internationale Organisationen ist für das Auswärtige Amt seit 50 Jahren ein unverzichtbarer Partner in der internationalen Personalpolitik. Davon konnte ich mich immer wieder auch ganz persönlich überzeugen:
Hier in New York arbeiten inzwischen mehr als 250 IO-Deutsche beim VN-Sekretariat, bei UNDP, UNICEF, UN Women und UNFPA – auf allen Ebenen und zu einer Vielzahl von Themen. Das war nicht immer so, noch vor einigen Jahren galten wir im VN-Sekretariat als unterrepräsentiert. Dies hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. An diesem schönen Erfolg hat das BFIO einen maßgeblichen Anteil.
Auch in meiner Zeit als Staatssekretärin und als Botschafterin am VN-Standort in Genf hatte ich viel mit der internationalen Personalpolitik zu tun. So etwa mit jüngst erfolgreichen Spitzenkandidaturen wie der des jetzigen Leiters von UNITAMS im Sudan, Prof. Perthes, oder der beigeordneten Generalsekretärin der NATO, Bettina Cadenbach. Beide bestens beraten und gecoacht vom BFIO.
Und es freut mich besonders, dass Dr. Vivianne Brunne, mir gut bekannt aus Genf, das folgende Panel moderiert.
Alle Kandidatinnen und Kandidaten, ob extern, aus dem AA oder den Ressorts, heben regelmäßig die exzellente Unterstützung des BFIO durch die Beratung in den verschiedenen Phasen im Bewerbungsprozess hervor. Dies gilt übrigens auch für Bewerbungen zahlreicher AA-Kolleginnen und Kollegen beim Europäischen Auswärtigen Dienst. So schwärmt einer meiner Vorgänger, der frühere Staatssekretär Markus Ederer, jetzt EU-Botschafter in Moskau, immer noch von seinem Mock Interview.
Es ist aber ganz wichtig und richtig, dass diese Unterstützung Bewerberinnen und Bewerbern auf allen Ebenen zugutekommt, nicht nur bei den Top Jobs.
Waren die Bewerbungen erfolgreich, sind die virtuellen oder noch besser analogen Mitarbeiterkonferenzen in Berlin und weiteren Veranstaltungen Herzstück für essentielle Netzwerkbildung.
Ganz wichtig für den Erfolg des BFIO ist hierbei, dass im Zentrum aller seiner Aktivitäten immer die Menschen stehen. Die jungen Nachwuchskräfte im JPO-Programm, die vom BFIO behutsam und gleichzeitig stetig auf die richtige Karrierebahn geführt werden.
Die Mid Careers, die durch Vernetzungen und Beratungen ihr Potential voll entfalten können. Und die Top Führungskräfte, die individuell punktuell unterstützt werden, wenn gewünscht. So entwickeln sich zentrale Akteure des Multilateralismus, die für unsere Werte stehen und die wir immer einladen, mit uns in einem engen Austausch zu stehen.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf den engen fachlichen und persönlichen Austausch mit den IO-Beschäftigten an meinem neuen Standort in New York. Aktuelle und künftige IO-Deutsche werden bei mir und meinen Kolleginnen und Kollegen in der StäV immer ein offenes Ohr finden.
Meine Damen und Herren,
die nach dem 2. Weltkrieg geschaffene regelbasierte internationale Ordnung ist kein Selbstläufer mehr. Sie muss kontinuierlich verteidigt und gestärkt werden. Dafür braucht es starke Stimmen unter den Mitgliedstaaten. Deutschland hat sich während seiner Mitgliedschaft im Sicherheitsrat 2019 / 2020 für diese regelbasierte Ordnung eingesetzt.
Neben Staatenengagement braucht es aber auch starke, engagierte und überzeugte Stimmen unter den Beschäftigten in den internationalen Organisationen.
Deutschland hat vor kurzem das Weißbuch Multilateralismus der Bundesregierung mit dem Titel „Gemeinsam für die Menschen“ veröffentlicht. Das Leitmotiv ist ein „aktiver Multilateralismus“. Das bezieht sich sowohl auf unser eigenes Engagement z.B. im Bereich der globalen Gesundheit und bei Frieden und Sicherheit, aber auch darauf, das multilaterale System in die Lage zu versetzen, globalen Herausforderungen effektiver zu begegnen.
Auch dafür sehen wir die deutschen Beschäftigten bei internationalen Organisationen als unsere Partner an.
Die Diskussionen in der Generalversammlung und auf den Side Events haben uns noch einmal sehr deutlich gemacht: Wir dürfen in unseren Bemühungen um einen multilateralen Anlass nicht nachlassen.
Das, was in Afghanistan geschehen ist, hat dem Multilateralismus einen Schlag versetzt. Russland hat im letzten Jahrzehnt vermehrt unter Beweis gestellt, dass es weder das Völkerrecht noch die europäische Sicherheitsarchitektur achtet. Und China strebt eine Ordnung an, die im Widerspruch zu unseren demokratischen Werten steht und bestehende internationale Institutionen unterhöhlt oder stark verändern will.
Trotz dieser inhärenten Herausforderungen ist klar: Ohne einen tragfähigen multilateralen Ansatz kommen wir in den meisten Bereichen nicht weiter. Es gibt globale Herausforderungen und diese sind nur gemeinsam zu bewältigen. Gesundheit und Klimaschutz sind nur zwei Felder, die das sehr deutlich zeigen.
Für die Bewältigung dieser Herausforderungen brauchen wir ausgezeichnetes deutsches Personal in den internationalen Organisationen, brauchen wir Netzwerke unter und mit den deutschen Bediensteten.
Dafür steht das BFIO in der internationalen Personalpolitik und daher bauen wir auf sie auch in den nächsten 50 Jahren!
Herzliche Glückwünsche zum Jubiläum, auch im Namen von Außenminister Heiko Maas.